Eine feindliche Übernahme ist ein Vorgang im Bereich Mergers & Acquisitions, bei dem ein Investor Anteile an einem Unternehmen erwirbt, ohne vorherige Zustimmung von Unternehmensleitung oder Gesellschaftern einzuholen. Hierbei geht es meist um börsennotierte Unternehmen mit einem breiten Streubesitz. Bekannte Beispiele in Deutschland sind der Versuch von Pirelli, die Continental AG zu übernehmen, die Übernahme der Mannesmann AG durch die Vodafone Group und der Kauf der HypoVereinsbank durch die Unicredit Bank.
Hauptaussagen
- Eine feindliche Übernahme erfolgt ohne Zustimmung der Unternehmensleitung.
- Solche Übernahmen richten sich meist an börsennotierte Unternehmen mit breitem Streubesitz.
- Bekannte Beispiele sind Pirelli und Continental, Mannesmann und Vodafone, sowie HypoVereinsbank und Unicredit.
- Feindliche Übernahmen sind ein wichtiger Teilbereich von Mergers & Acquisitions.
- Die Unternehmensführung steht oft im Gegensatz zu den Übernahmeversuchen.
Definition und Erklärung einer feindlichen Übernahme
Eine feindliche Übernahme ist ein klassischer Wirtschaftsbegriff, der im Bereich der Unternehmensakquisitionen oft verwendet wird. In solchen Fällen fungiert der Investor, der die Übernahme plant, häufig als sogenannter Raider oder Shark. Das zu akquirierende Unternehmen wird hierbei als Zielunternehmen (englisch: target) bezeichnet.
Eine feindliche Übernahme findet typischerweise gegen den ausdrücklichen Willen der Unternehmensleitung des Zielunternehmens statt. Widerstand durch Führungskräfte wie den Vorstand oder den Aufsichtsrat sind kennzeichnend für solche Übernahmen. Sie geschehen meist ohne die Einwilligung der Geschäftsführung und zielen darauf ab, ein Unternehmen zu übernehmen, das als unterbewertet angesehen wird oder das signifikante Synergieeffekte bieten kann.
Im folgenden Wirtschaftswissen-Diagramm wird die typische Struktur einer feindlichen Übernahme näher erläutert:
Aspekt | Beschreibung |
---|---|
Investor | Raider oder Shark |
Zielunternehmen | Unternehmen, welches übernommen wird |
Widerstand | Widerstand der Unternehmensleitung |
Ziel | Synergieeffekte, Unternehmenswert maximieren |
Strategie | Übernahme ohne Einwilligung der Unternehmensführung |
Eine feindliche Übernahme kann verschiedene Vorteile bieten, jedoch stellt sie oftmals den Willen und das Wirtschaftswissen der Unternehmensführung auf eine harte Probe. Der Wunsch nach einem positiven Verbundeffekt treibt viele dieser Übernahmen an, was sie zu interessanten Fallstudien innerhalb des Wirtschaftsbegriffs macht.
Strategien und Methoden einer feindlichen Übernahme
Feindliche Übernahmen können auf verschiedene Strategien und Methoden zurückgreifen, um die Kontrolle über ein börsennotiertes Zielunternehmen zu erlangen. Diese Techniken variieren hinsichtlich ihrer Herangehensweise, vom schrittweisen Aktienkauf bis zur aggressiven Einflussnahme auf die Unternehmensführung.
Open Market Purchase
Beim Open Market Purchase erwirbt der Investor nach und nach Anteile an einem börsennotierten Zielunternehmen durch den direkten Aktienkauf am offenen Markt. Diese Methode bleibt bis zum Erreichen eines bestimmten Schwellenwertes oft unbemerkt und Bedarf keiner vorherigen Einigung mit den Verwaltungsorganen des Unternehmens. Sobald eine bedeutende Kapitalbeteiligung erreicht wird, tritt eine Mitteilungspflicht gemäß WpHG in Kraft.
Übernahmeangebot (Tender Offer)
Das Übernahmeangebot, auch Tender Offer genannt, beinhaltet, dass der Investor den Aktionären des Zielunternehmens ein öffentliches Angebot unterbreitet. Hierbei wird oft ein Preis über dem aktuellen Börsenkurs versprochen, um die Aktionäre zum Verkauf ihrer Anteile zu motivieren. Diese Strategie zielt darauf ab, schnell eine ausreichende Kapitalbeteiligung zu erzielen, um die Kontrolle über das Zielunternehmen zu erlangen.
Proxy Fight
Im Rahmen eines Proxy Fight versucht der Investor, durch die Sammlung von Stimmrechten die Kontrolle über den Aufsichtsrat zu übernehmen. Diese Methode wird häufig eingesetzt, wenn das aktuelle Unternehmen Managementaustausch ablehnt. Der Erwerber setzt darauf, die Unterstützung der Aktionäre zu gewinnen, um die bestehende Unternehmensführung zu ersetzen und das Übernahmevorhaben erfolgreich durchzusetzen.
Strategie | Vorgehensweise | Ziel |
---|---|---|
Open Market Purchase | Langsames Ansammeln von Aktien | Erreichen einer meldepflichtigen Beteiligung |
Übernahmeangebot | Öffentliches Angebot über dem Börsenkurs | Schnelle Kapitalbeteiligung |
Proxy Fight | Einflussnahme auf Aufsichtsrat | Managementaustausch |
Diese Strategien verdeutlichen die verschiedenen Möglichkeiten, wie Investoren die Kontrolle über ein börsennotiertes Zielunternehmen durch feindliche Übernahmen anstreben können. Jede Methode hat ihre eigenen Besonderheiten und Anforderungen, die je nach Situation und Zielunternehmen variieren können.
Rechtliche und wirtschaftliche Aspekte der feindlichen Übernahme
Die rechtlichen Rahmenbedingungen und wirtschaftlichen Überlegungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Durchführung einer feindlichen Übernahme in Deutschland. Hierbei ist vor allem das Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz (WpÜG) von zentraler Bedeutung, das seit 2002 den Ablauf solcher Übernahmen regelt.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Das Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz (WpÜG) soll gewährleisten, dass Übernahmen transparent und nach klaren Regeln stattfinden. Zu den wichtigen Bestimmungen gehören die Vorlage einer Angebotsunterlage, die Einhaltung der Haftungspflichten sowie die Sicherstellung einer angemessenen Gegenleistung für die Aktionäre des Zielunternehmens. Dabei spielt auch die Finanzaufsicht BaFin eine wichtige Rolle bei der Überwachung und Einhaltung dieser Vorgaben.
„Das Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz (WpÜG) gibt eine klare Struktur für den Prozess der feindlichen Übernahme vor und sorgt so für Rechtssicherheit und Transparenz im Markt.“
Wirtschaftliche Überlegungen
Aus wirtschaftlicher Sicht zielen feindliche Übernahmen oft darauf ab, Synergieeffekte zu nutzen und den Wert des übernommenen Unternehmens zu steigern. Häufig werden Unternehmen mit einer niedrigen Marktkapitalisierung und hohen Potenzialen auf Wachstums- oder Zukunftsmärkten als Ziel anvisiert. Der Kontrollwechsel ermöglicht es dem übernehmenden Unternehmen, strategische Entscheidungen zu implementieren, die zu einer besseren Marktkapitalisierung und Performance führen können.
Die Rolle der Finanzaufsicht BaFin ist entscheidend, um sicherzustellen, dass alle wirtschaftlichen Interessen fair und transparent gewahrt bleiben und jede Transaktion im Einklang mit den geltenden Regelungen steht.
Fazit
Eine feindliche Übernahme hat tiefgreifende Auswirkungen sowohl auf das übernommene als auch auf das übernehmende Unternehmen. Für das Management des Zielunternehmens kann der Prozess zu erheblichen personellen Veränderungen führen, einschließlich des Austauschs wichtiger Führungskräfte. Dies liegt daran, dass das neue Management oft eigene Strategien und Ziele verfolgt, die möglicherweise nicht den bisherigen Kurs des Unternehmens unterstützen.
Aktionäre können aus einer feindlichen Übernahme finanzielle Vorteile ziehen, da die Bieter häufig einen Preis oberhalb des aktuellen Börsenkurses anbieten, um die Übernahme zu erleichtern. Diese höheren Gebote wirken sich positiv auf die Aktienbewertung und somit auf die Investitionen der Aktionäre aus.
Zur Verteidigung gegen eine feindliche Übernahme greifen Unternehmen häufig auf verschiedene Managementstrategien zurück. Dazu gehört die Ausgabe neuer Unternehmensanteile, um die Aktienmehrheit zu verändern, oder die Suche nach einem „weißen Ritter“, einem anderen Investor, der das Unternehmen freundlicher übernimmt. Diese Maßnahmen können helfen, die Kontrolle über das Unternehmen zu behalten und zukünftige Übernahmeversuche abzuwehren.
Insgesamt erfordert der Verlauf einer feindlichen Übernahme sorgfältige Planung und strategisches Denken, um die besten Ergebnisse für alle Beteiligten zu erzielen und die langfristigen Folgen für das Unternehmen und seine Aktionäre abzumildern.