Der Begriff Niedriglohn bezieht sich auf Einkommen aus abhängiger Erwerbstätigkeit, das erhebliche Schwierigkeiten bei der Sicherung des Lebensunterhalts birgt. In der aktuellen wirtschaftlichen Lage ist die Diskussion über Niedriglohnbeziehungen und deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt von zentraler Bedeutung. Niedriglöhne, die üblicherweise bei einem Bruttoverdienst von 13,04 Euro pro Stunde beginnen, sind häufig unterhalb der Armutsgrenze angesiedelt und haben in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen. Die Niedriglohnquote betrug im Jahr 2023 bereits 16 % aller Beschäftigungsverhältnisse. Dieser Artikel wird verschiedene Definitionen des Niedriglohns beleuchten, die Verbreitung in Deutschland analysieren und die sozialen Gruppen sowie Branchen untersuchen, die besonders von Niedriglöhnen betroffen sind. Zudem werden die Auswirkungen dieser Löhne auf die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt in den Fokus gerückt.
Schlüsselerkenntnisse
- Die Niedriglohnquote lag 2023 bei 16 % der Beschäftigungsverhältnisse.
- Niedriglöhne beginnen ab einem Bruttoverdienst von 13,04 Euro pro Stunde.
- Im Vergleich zu 2018 sank der Anteil der Niedriglohnempfänger von 21 % auf 16 %.
- Besonders betroffen sind Frauen mit 19 % und die Altersgruppe unter 25 Jahren mit 40 %.
- Bereiche mit hohen Niedriglohnanteilen sind das Gastgewerbe und die Landwirtschaft.
Definition des Niedriglohns
Der Begriff Niedriglohn bezieht sich auf das Einkommen, das in Vollzeit nicht ausreicht, um die grundlegenden Lebenshaltungskosten zu decken. Er umfasst oft Löhne, die unter zwei Dritteln des Medianlohns liegen. Dies führt dazu, dass viele Beschäftigte in Deutschland als Niedriglohnempfänger gelten und eine gewisse Abhängigkeit von Sozialleistungen zeigen.
Allgemeine Begriffsdefinition
In Deutschland wird Niedriglohn häufig im Kontext des Wirtschaftsbegriffs verwendet. Dies ermöglicht länderübergreifende Vergleiche zwischen den Einkommen. Eine eigene Niedriglohngrenze verdeutlicht das Ausmaß des Problems. Zum Beispiel lag diese im Jahr 2019 bei 2.267 Euro brutto für Vollzeitbeschäftigte.
OECD-Definition
Die OECD definiert Niedriglohn als einen Bruttolohn, der unterhalb von zwei Dritteln des nationalen Medianbruttolohns aller Vollzeitbeschäftigten liegt. Diese Definition schafft einen internationalen Standard für die Analyse und den Vergleich von Niedriglöhnen. Damit wird der Begriff Niedriglohn nicht nur in Deutschland relevant.
Unterschied zwischen Niedriglohn und Billiglohn
Ein wichtiger Begriff in diesem Kontext ist Billiglohn, der extreme Niedriglöhne bezeichnet, die oft unter den gesetzlichen Mindestlöhnen liegen. Während Niedriglohn innerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen existiert, sind Billiglöhne oft mit illegalen Beschäftigungsverhältnissen verbunden. Die Unterschiede zwischen diesen Kategorien wirken sich erheblich auf die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen der betroffenen Arbeitnehmer aus.
Niedriglohn in Deutschland
Die Niedriglohnquote in Deutschland zeigt, wie verbreitet Niedriglohnbeschäftigungen sind. Im Jahr 2022 arbeiteten 19 % der Beschäftigten für weniger als 12,50 Euro brutto pro Stunde. Das bedeutet, dass fast jeder fünfte Job unter dem Niedriglohnschwellenwert liegt. Im Vergleich zu 2018, als 21 % betroffen waren, gab es einen Rückgang.
Niedriglohnquote und Verbreitung
Die Niedriglohnquote variiert stark regional. Besonders in den neuen Bundesländern ist der Anteil mit 18 % hoch. Im europäischen Vergleich lag der Anteil der Niedriglohnbeschäftigten in Deutschland 2018 bei 15 %. Die Geschlechterverteilung ist interessant: 2018 erhielten 18 % der Frauen in der EU einen Niedriglohn, während es bei Männern nur 13 % waren.
Entwicklung des Niedriglohns über die Jahre
Die Geschichte des Niedriglohns in Deutschland ist faszinierend. Seit den 1990er Jahren stieg die Zahl der Niedriglohnbeschäftigungen deutlich an. Reformen wie Hartz-IV trugen dazu bei, den Niedriglohnsektor zu vergrößern. Trotz des Mindestlohns 2015 blieb der Anteil der gering bezahlten Arbeitsplätze hoch.
Besonderheiten der Niedriglohnbeschäftigung
Niedriglohnbeschäftigung umfasst nicht nur niedrige Bezahlung, sondern auch spezifische Arbeitsbedingungen. Oft finden sich solche Jobs in Branchen mit geringer Tarifbindung, wie Gastgewerbe und Einzelhandel. Frauen, junge Erwachsene und geringqualifizierte Arbeitnehmer sind besonders betroffen. Im Jahr 2023 erhielten 19 % der weiblichen Beschäftigten einen Niedriglohn, bei unter 25-Jährigen waren es sogar 40 %.
Jahr | Niedriglohnquote (%) | Besonders betroffene Gruppen |
---|---|---|
2018 | 21 | Frauen 18 %, Männer 13 % |
2022 | 19 | Unter 25-Jährige 40 % |
2023 | 16 | Niedriglohnbeschäftigte in neuen Bundesländern 18 % |
Niedriglohn – Wer ist betroffen?
Der Niedriglohn beeinflusst viele soziale Gruppen in Deutschland. Viele Beschäftigte, die in niedrigen Lohnklassen arbeiten, sind besonders gefährdet. Es ist wichtig zu verstehen, welche sozialen Gruppen und Branchen am meisten betroffen sind.
Soziale Gruppen mit hohem Niedriglohrrisiko
Frauen, junge Menschen, Geringqualifizierte und Teilzeitbeschäftigte haben ein höheres Risiko für Niedriglöhne. Laut Statistiken verdienen 25,4 Prozent der Frauen und 15,4 Prozent der Männer in Vollzeit weniger als 1.500 Euro im Monat. Bei Beschäftigten ohne Berufsabschluss fallen 40,8 Prozent in den unteren Lohnbereich. Im Gegensatz dazu sind nur 17,8 Prozent der mit Abschluss Beschäftigten und 4,9 Prozent der Akademiker betroffen.
Branchen und Sektoren mit überdurchschnittlich vielen Niedriglohnempfängern
Viele Niedriglohnempfänger arbeiten in bestimmten Branchen und Sektoren. Im Gastgewerbe waren 2023 50,7 Prozent der Beschäftigten Niedrigverdiener. Auch in Land- und Forstwirtschaft sowie in Kunst und Unterhaltung gibt es viele Geringverdiener. Die niedrigen Löhne in diesen Bereichen werden oft durch geringe Tarifbindung und Druck auf die Löhne verursacht.
Fazit
Der Niedriglohn in Deutschland stellt ein weit verbreitetes und komplexes Problem dar. Ein großer Teil der Niedriglohnbezieher ist als Haupternährer tätig. Etwa 70 Prozent von ihnen leben in finanziellen Verhältnissen, die unter dem Median liegen. Dies führt zu Prekarisierung im Arbeitsleben und erhöht das Risiko von Altersarmut.
Die Entwicklungen zeigen, dass der Niedriglohnsektor trotz Mindestlöhne und gewerkschaftlicher Bemühungen weiterhin wächst. Besonders Geringqualifizierte und junge Menschen sind betroffen. Der Anstieg der Niedriglohnquote, besonders in den neuen Bundesländern, ist alarmierend. Über 27 Prozent der Haushalte haben einen Niedriglohnbezieher, was sozioökonomische Herausforderungen für Familien verstärkt.
Um die negativen Auswirkungen des Niedriglohns zu bekämpfen, sind umfassende Maßnahmen notwendig. Eine Reform des Steuer- und Beitragsystems sowie gezielte Qualifizierungsprogramme könnten helfen. Der aktuelle Stand zeigt, dass Deutschland in Bezug auf Aufstiegschancen für Niedriglohnempfänger hintersteht. Dies muss dringend angegangen werden, um gerechtere Entlohnung und soziale Gerechtigkeit zu fördern.
Quellenverweise
- https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Qualitaet-Arbeit/Dimension-2/niedriglohnquote.html
- https://de.wikipedia.org/wiki/Niedriglohn
- https://www.bpb.de/themen/arbeit/arbeitsmarktpolitik/317265/niedrigloehne/
- https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/niedriglohnsektor-41294
- https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Bevoelkerung-Arbeit-Soziales/Arbeitsmarkt/Qualitaet-der-Arbeit/_dimension-2/niedriglohnquote.html
- https://www.dgb.de/aktuelles/news/ein-drittel-der-menschen-mit-auslaendischer-staatsangehoerigkeit-arbeitet-in-deutschland-zum-niedriglohn/
- https://www.boeckler.de/de/boeckler-impuls-niedriglohn-trotz-vollzeit-38417.htm
- https://www.ing.de/wissen/niedriglohn/
- https://library.fes.de/pdf-files/wiso/10982.pdf
- https://www.boeckler.de/de/boeckler-impuls-niedriglohn-fuer-viele-kein-sprungbrett-7375.htm