Die Physiokratie entstand in Frankreich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Ihre Definition legt nahe, dass der Boden die einzige echte Quelle des Reichtums darstellt. Nur die Arbeit in der Landwirtschaft und verwandten Bereichen schafft wahren Wert. Diese Theorie wurde von François Quesnay, einem Arzt und Wirtschaftswissenschaftler, entwickelt.
Quesnay sah die Physiokratie als Gegensatz zur merkantilistischen Theorie, die Handel und Gewerbe im Mittelpunkt hatte. Der Begriff „Physiokratie“ wurde erstmals 1768 von Pierre Samuel du Pont de Nemours verwendet. Diese Ideen prägten die Diskussionen über die Rolle des Staates in der Wirtschaft.
Schlüsselerkenntnisse
- Physiokratie wurde von François Quesnay im 18. Jahrhundert begründet.
- Der Begriff wurde 1768 von Pierre Samuel du Pont de Nemours geprägt.
- Die Theorie stellt den Boden als die einzige Quelle des Reichtums dar.
- Die Physiokratie fordert minimalen staatlichen Eingriff in die Wirtschaft.
- Die Klasse der Produzierenden wird von den Physiokraten als die entscheidende angesehen.
- Der „Tableau économique“ verdeutlicht die Geld- und Güterströme zwischen den gesellschaftlichen Klassen.
Definition und Ursprung der Physiokratie
Die Physiokratie ist eine bedeutende wirtschaftliche Theorie, die im 18. Jahrhundert in Frankreich entstand. Diese Zeit war geprägt von tiefgreifenden Umwälzungen in Gesellschaft und Wirtschaft. Sie gilt als eine der ersten systematischen Ansätze zur Wirtschaftsgestaltung. Die Theorie bietet essenzielle Einsichten in wirtschaftliche Kreisläufe und Produktivität.
Französische Wurzeln der Theorie
Die Wurzeln der Physiokratie sind eng mit den wirtschaftlichen Herausforderungen in Frankreich verbunden, insbesondere der Krisen in der Landwirtschaft. François Quesnay, als Hauptvertreter, trat in dieser Zeit in Erscheinung. Er formulierte die zentralen Ideen, die das Fundament dieser Denkrichtung bilden. Die Bewegung begann etwa 1756 und erreichte bis zur politischen Wende 1776 große Bedeutung.
François Quesnay: Der Begründer der Physiokratie
François Quesnay wird oft als Begründer der physiokratischen Theorie bezeichnet. Sein Hauptwerk, das „Tableau économique“, stellt einen innovativen Versuch dar, die Wirtschaft als dynamisches System darzustellen. Quesnay argumentierte, dass die Landwirtschaft die einzige wertschöpfende Tätigkeit sei. Alle anderen Wirtschaftssektoren wurden als unproduktiv betrachtet. Sein Einfluss auf die wirtschaftliche Denkrichtung des 18. Jahrhunderts war maßgeblich.
Die Bedeutung des „Tableau économique“
Das „Tableau économique“ von François Quesnay präsentiert ein prägnantes Modell des wirtschaftlichen Kreislaufs. Es verdeutlicht die Wechselbeziehungen zwischen den verschiedenen Sektoren. Der Fokus liegt auf den landwirtschaftlichen Erträgen und deren Reinvestition für das Wirtschaftswachstum. Dieses Modell zeigt, wie die Grundrente aus dem Unterschied zwischen landwirtschaftlichen Erträgen und Produktionskosten entsteht. Es hebt die Bedeutung der Landwirtschaft für die gesamtwirtschaftliche Prosperität hervor.
Theorie der Physiokratie
Die Theorie der Physiokratie entstand in der Aufklärungszeit, vor allem durch François Quesnay. Er formulierte die Grundannahmen dieser Lehre. Zentrale Ideen sind, dass der Reichtum aus der Natur, vor allem der Landwirtschaft, stammt. Dies führt zu einer Klassifizierung der Gesellschaft in wirtschaftliche Klassen.
Zentrale Annahmen der physiokratischen Lehre
Physiokraten sahen die Natur als Reichtumsquelle an. Sie meinten, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei und Bergbau seien die einzigen Bereiche, die einen Überschuss schaffen. Sie nannten diesen Reichtum die „Gabe der Natur“. Dies steht im Gegensatz zu Theorien, die Zirkulation und industrielle Fertigung hervorheben.
Wirtschaftliche Klassen im physiokratischen System
Das physiokratische System teilt die Menschen in drei Klassen:
- Classe Productive: Diese Klasse besteht aus produktiven Pächtern, die Landwirtschaft betreiben.
- Classe Propriétaire: Hier sind die Grundeigentümer, die von Pachtzahlungen leben.
- Classe Stérile: Diese Gruppe beinhaltet Handwerker und Händler, die Rohstoffe verarbeiten, ohne Mehrwert zu schaffen.
Der Unterschied zwischen Produktion und Zirkulation
Ein zentraler Punkt der Physiokratie ist die Unterscheidung zwischen Produktion und Zirkulation. Produktion wird als wertsteigernd angesehen, Zirkulation als Austausch bereits vorhandener Güter. Diese Sichtweise betont die Bedeutung der Landwirtschaft für den nationalen Reichtum.
Physiokratie und Wirtschaftspolitik
Die physiokratische Theorie war eng mit der Wirtschaftspolitik ihrer Zeit verbunden. Sie betont, wie wichtig es ist, den Staat aus dem Wirtschaftskreislauf herauszuhalten. So kann die Natur der Märkte frei arbeiten. Diese Idee beeinflusst bis heute, wie wir über die Rolle des Staates in der Ökonomie denken.
Staatliche Eingriffe und deren Grenzen
Die Physiokratie lehrt uns, dass der Staat nur in sehr begrenztem Maße eingreifen sollte. Sie setzt sich gegen den Merkantilismus, der den Staat stark in die Wirtschaft einbindet. Quesnay glaubte, dass der Markt sich selbst reguliert. Daher seien behördliche Vorschriften überflüssig.
Der physiokratische Ansatz betont:
- Minimierung von staatlichen Regulierungen
- Fokussierung auf die Landwirtschaft als Grundlage der Wirtschaft
- Stärkung der Eigentumsrechte, um Investitionen zu fördern
Steuerreform und die Forderung nach der Einheitsteuer
Ein zentrales Ziel der Physiokraten war die Einführung einer Steuerreform. Sie wollten eine Einheitsteuer auf Grund und Boden einführen. Diese Steuer sollte von den Grundbesitzern in Form von Pachteinnahmen finanziert werden.
Durch die Einheitsteuer wollten sie die finanziellen Belastungen der Landwirtschaft senken. So sollte die Wertschöpfung in diesem Sektor gesteigert werden. Quesnay sah in dieser Reform eine Möglichkeit, das Einkommen gleichmäßiger zu verteilen und die wirtschaftliche Stabilität zu erhöhen. Die Auswirkungen dieser Steuerreform könnten sich auf folgende Weise darstellen:
Steuerart | Ursprüngliche Belastung | Vorteile der Einheitsteuer |
---|---|---|
Verschiedene Steuern | Hoch und unkoordiniert | Geringere Belastung für Landwirte |
Einheitsteuer | Niedrig und transparent | Förderung der Landwirtschaft |
Fazit
Die physiokratische Lehre hat eine zentrale Rolle in der Entwicklung ökonomischer Theorien gespielt. Ihre Ideen, vor allem die Betonung der Landwirtschaft als Reichtumsquelle, haben die wirtschaftliche Diskussion und politischen Ansätze beeinflusst. Sie steht im direkten Gegensatz zum Merkantilismus und bietet Anregungen für moderne wirtschaftliche Konzepte.
Obwohl die physiokratische Analyse Schwächen aufweist, bleibt ihre Sicht auf Produktion und den Staat relevant. François Quesnays Theorien haben eine Debatte über Ressourcen und deren Bewirtschaftung ausgelöst. Diese Diskussion ist auch heute noch aktuell und zeigt die Komplexität von Produktionsweisen und Wirtschaftswachstum.
Die Physiokratie ist ein wesentlicher Bestandteil der Wirtschaftsgeschichte. Ihre Ideen bieten wertvolle Impulse, um Wohlstand und ökonomische Wertschöpfung zu hinterfragen und zu entwickeln. Die physiokratische Lehre bleibt ein bedeutendes Erbe, das in die heutige ökonomische Theorie und Praxis integriert werden sollte.
Quellenverweise
- https://de.wikipedia.org/wiki/Physiokratie
- https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/physiokratie-43847
- https://www.staatslexikon-online.de/Lexikon/Physiokratie
- https://www.alleaktien.com/lexikon/physiokratie
- https://www.tu-chemnitz.de/wirtschaft/vwl2/downloads/paper/helmedag/Zig-Zag-Teil1.pdf
- https://rsf.uni-greifswald.de/storages/uni-greifswald/fakultaet/rsf/forschung/diskussionspapiere/Arbeitsberichte_2007/07-2007.pdf
- https://praefaktisch.de/300-jahre-adam-smith/pluralismus-und-politikrelevanz-smiths-kritik-des-merkantilsystems/
- https://www.ernster.com/annot/554D7C7C393738333431323232333535377C7C504446.pdf?sq=190
- http://econhist.userweb.mwn.de/ehebir/Physiokraten.pdf