Die Refinanzierungspolitik umfasst wichtige Maßnahmen der Zentralbanken, die darauf abzielen, die Kreditbeschaffung der Geschäftsbanken zu beeinflussen. Dies geschieht typischerweise durch die Festlegung spezifischer Bedingungen wie Zinsen oder Laufzeiten, unter denen sich Banken von der Zentralbank refinanzieren können. Ein erleichterter Zugang zu Refinanzierungsmöglichkeiten kann die Kapazität der Banken zur Kreditvergabe und Geldschöpfung erheblich verbessern. Dieser Wirtschaftsbegriff ist von großer Bedeutung für die Stabilität und Gesundheit des Finanzsystems.
Vor der Finanzkrise waren die geldpolitischen Maßnahmen relativ einfach und verständlich. Jedoch hat die lockere Zins- und Refinanzierungspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) die Eurozone bis heute nicht vollständig aus der Krise führen können. Es wird weiterhin darüber diskutiert, ob eine deflationäre Entwicklung möglich ist. Darüber hinaus weisen öffentliche Haushalte und das Finanzsystem immer noch Konsolidierungsbedarf auf. Viele Euroländer stehen konjunkturell immer noch auf tönernen Füßen.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Refinanzierungspolitik beeinflusst die Kreditvergabekapazität der Banken.
- Vor der Finanzkrise waren geldpolitische Maßnahmen einfacher zu verstehen.
- Die aktuelle Politik der EZB konnte die Krise nicht vollständig lösen.
- Deflationäre Entwicklungen sind nach wie vor ein Diskussionspunkt.
- Öffentliche Haushalte brauchen weiterhin Konsolidierung.
Definition und Erklärung der Refinanzierungspolitik
Die *Refinanzierungspolitik* ist ein zentraler Bestandteil der Geldpolitik, welcher darauf abzielt, Banken ausreichende Liquidität bereitzustellen. Dies geschieht durch den Kauf von Wechseln oder die Beleihung von Wertpapieren, bekannt als Lombardkredit. Diese Maßnahmen unterstützen die Banken dabei, ihren Liquiditätsbedarf zu decken und werden durch spezifische Refinanzierungsbedingungen gesteuert, die den geldpolitischen Zielsetzungen angepasst sind.
Grundlagen und Zweck
Seit der Gründung der Bank deutscher Länder im Jahr 1948 in Westdeutschland, dienten Spitzen- und Refinanzierungsinstitute dazu, die Bankenlandschaft zu stabilisieren. Ab dem 1. Juli 1990 wurde die Deutsche Mark als einziges gesetzliches Zahlungsmittel in beiden deutschen Staaten eingeführt, was die Refinanzierungspolitik weiter festigte. Mit dem Start der Europäischen Währungsunion (EWU) am 1. Januar 1999 übernahm das Europäische System der Zentralbanken (ESZB) die geldpolitische Verantwortung.
Die *Refinanzierungspolitik* umfasst verschiedene Methoden zur Bereitstellung von Zentralbankgeld an Geschäftsbanken:
- Diskontpolitik: Kauf von Wechseln zur kurzfristigen Liquiditätsbereitstellung.
- Lombardkredite: Beleihung von Wertpapieren als Sicherheit für Kredite.
Wichtige Aspekte
- *Qualitative Refinanzierungspolitik*: Erfordert unterschiedliche Mindestanforderungen an die Bonität und Handelsobjekte der Refinanzierungstitel.
- *Quantitative Refinanzierungspolitik*: Stellt Geschäftsbanken unterschiedliche Kontingente an Zentralbankgeld bereit.
- *Pretiale Refinanzierungspolitik*: Fixiert Diskont- und Lombardsätze entsprechend der geldpolitischen Zielsetzungen.
Durch die Übernahme von Wechseln aus den Portefeuilles der Geschäftsbanken erhöht sich die monetäre Basis (Zentralbankgeld), was zu einer Ausweitung des Kreditangebots und einem potenziellen Rückgang der Zinssätze führt, sofern die Geldnachfrage konstant bleibt. Preisniveaustabilität und Konjunkturstabilisierung sind dabei die oft angestrebten Endziele dieser Politik. *Offenmarktgeschäfte* ermöglichen eine flexible Kontrolle der Liquidität, während *Zins- und Fazilitätenpolitik* den Interbankenmarkt beeinflussen.
Die *Mindestreservepolitik* zielt darauf ab, durch eine Erhöhung der Mindestreservesätze den freien Liquiditätsbestand unmittelbar zu verringern. Zwischenziele wie Geldmenge, Zinsen und Inflationsrate sind parallel gut und kurzfristig beobachtbar. Das ESZB gibt für das Geldmengenaggregat M3 einen mittelfristigen Referenzwert vor, wobei signifikante Abweichungen als Warnsignal interpretiert werden.
Methoden der Refinanzierungspolitik
Die Refinanzierungspolitik einer Zentralbank umfasst verschiedene Refinanzierungsmethoden, die darauf abzielen, die Liquidität im Bankensystem zu steuern. Zwei zentrale Instrumente dieser Politik sind die Diskontpolitik und der Lombardkredit. Beide Methoden spielen eine entscheidende Rolle bei der Sicherstellung der finanziellen Stabilität und der Verwirklichung geldpolitischer Ziele.
Diskontpolitik
Die Diskontpolitik bezieht sich auf die Praxis der Zentralbank, Wechsel von Geschäftsbanken zu diskontieren. Diese Politik ermöglicht den Banken, ihre Liquidität kurzfristig zu erhöhen, indem sie bankeigene Wechsel in Zentralbankguthaben umwandeln. Laut Keynes beginnt der Produktionsprozess nur dann, wenn die erwarteten Geldzuflüsse aus Verkäufen mindestens den Geldkosten entsprechen. In einer monetären Wirtschaft gibt es oft keine Mechanismen, die eine Übereinstimmung von Angebot und Nachfrage garantieren, was zu unfreiwilliger Arbeitslosigkeit führt. Die Diskontpolitik ist somit ein wesentliches Instrument zur Bewältigung solcher Herausforderungen.
Monetäre Keynesianer streben an, eine echte Theorie der monetären Wirtschaft zu schaffen, wobei sie den Einfluss von Geld auf Einkommen und Beschäftigung betonen. Ein zentrales Element dieser Theorie ist die Festlegung von Zinssätzen, die als regulatorische Funktion auftreten, um Preisstabilität und Wirtschaftswachstum zu fördern. Profite entstehen durch eine präferenzgetriebene Knappheit des Geldes, was bedeutet, dass Arbeitslosigkeit nicht direkt mit den Dynamiken des Arbeitsmarktes korreliert werden kann.
Lombardkredit
Der Lombardkredit ist ein weiteres äußerst wichtiges Instrument der Refinanzierungspolitik. Dabei beleihen Geschäftsbanken Wertpapiere bei der Zentralbank, um kurz- bis mittelfristige Liquidität zu erhalten. Diese Methode ist besonders in Zeiten von Liquiditätsengpässen von Bedeutung. Der duale Risikosteuerungsansatz in Banken, der Kreditrisikomanagement (KRM) und Aktiv-/Passivsteuerung (APS) umfasst, spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Bereitstellung von Liquidität dient sowohl kurzfristigen als auch langfristigen wirtschaftlichen Zielen.
Der Lombardkredit trägt dazu bei, dass Banken in der Lage sind, ihre Liquiditätsreserven effektiv zu verwalten und an die Marktbedingungen anzupassen. Dies ist ein kritischer Aspekt der Refinanzierungsmethoden, um sicherzustellen, dass Geld, als allgemein akzeptiertes Zahlungsmittel, seine Funktionsfähigkeit in der Wirtschaft beibehält, während Kredit als Form der Geldhortung betrachtet wird.
Refinanzierungspolitik im Eurosystem
Im Eurosystem werden verschiedene Instrumente der Refinanzierungspolitik genutzt, um die Liquidität im Bankensystem zu steuern und die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) effektiv umzusetzen. Die wichtigsten Instrumente umfassen Hauptrefinanzierungsgeschäfte, längerfristige Refinanzierungsgeschäfte und die Spitzenrefinanzierungsfazilität.
Hauptrefinanzierungsgeschäfte
Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sind ein zentrales Instrument der Refinanzierungspolitik im Eurosystem. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Bereitstellung kurzfristiger Liquidität für Geschäftsbanken. Diese Geschäfte werden wöchentlich durchgeführt und haben eine Laufzeit von normalerweise einer Woche. Durch die Hauptrefinanzierungsgeschäfte wird die Grundlage für die Steuerung der kurzfristigen Zinssätze im Markt gelegt.
Längerfristige Refinanzierungsgeschäfte
Längerfristige Geschäfte sind ebenfalls ein wichtiges Instrument, insbesondere in Krisenzeiten. Sie bieten Geschäftsbanken die Möglichkeit, sich über einen längeren Zeitraum zu refinanzieren, was zur Stabilität und Planungssicherheit beiträgt. Während der Finanzkrise ab 2008 hat die Bedeutung dieser Geschäfte stark zugenommen, um die benötigte Liquidität für Banken in den Krisenländern sicherzustellen.
Spitzenrefinanzierungsfazilität
Die Spitzenrefinanzierungsfazilität ermöglicht Banken, über Nacht Liquidität zu einem vorab festgelegten Zinssatz zu erhalten. Dies ist ein Notfallinstrument, das genutzt wird, wenn Banken unerwartet hohen Liquiditätsbedarf decken müssen. Dabei dient die Spitzenrefinanzierungsfazilität als Sicherheitsnetz, um eventuelle Liquiditätsengpässe abzufedern.
Jahr | Krisenländer (Liquidität in Mrd. Euro) | Überschussländer (Anteil in %) | Target2-Positionen (in Mrd. Euro) |
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2008 | 90% | Keine Angabe | Massive Zunahme |
2012 | 800 | 7% | Massive Zunahme |
Die Hauptrefinanzierungsgeschäfte, längerfristigen Geschäfte und die Spitzenrefinanzierungsfazilität sind wesentliche Bestandteile der Refinanzierungspolitik im Eurosystem. Sie ermöglichen eine effiziente Steuerung der Geldpolitik und helfen, die Stabilität im Finanzsektor zu gewährleisten.
Fazit
In der Zusammenfassung Refinanzierungspolitik wird deutlich, dass sie in der Geldpolitik eine zentrale Rolle spielt. Sie beeinflusst maßgeblich die Liquiditätsverhältnisse und trägt letztlich zur wirtschaftlichen Stabilität bei. Die Refinanzierungspolitik ermöglicht es Zentralbanken, durch gezielte Anpassungen der Refinanzierungsbedingungen wirtschaftliche Impulse zu setzen und auf ökonomische Veränderungen schnell zu reagieren.
Art. 127,1 AEUV betont die wichtige Rolle stabiler Preise und gesunder öffentlicher Finanzen, ohne die Marktneutralität zwingend zu verlangen. Dies zeigt, dass Instrumente wie die Offenmarktpolitik, die in Ländern wie Deutschland und anderen europäischen Staaten weit verbreitet sind, effektiv und wettbewerbsneutral umgesetzt werden können. Die Tinbergen-Regel verdeutlicht zudem, dass wirtschaftspolitische Ziele spezifische Instrumente erfordern, was für die unterschiedlichen Formen der Refinanzierungspolitik relevant ist.
Zukünftige Perspektiven der Refinanzierungspolitik zeigen, dass innovative Programme wie die „targeted longer-term refinancing operations“ (TLTRO) auch zur Förderung von Nachhaltigkeitsstandards beitragen können. Eine „grüne TLTRO“ könnte hierbei eine bedeutende Rolle spielen, um neben der Preisstabilität auch umweltpolitische Ziele zu erreichen. Die Refinanzierungspolitik wird in Deutschland und in der gesamten Eurozone weiterhin ein zentrales Instrument zur Steuerung der Geldmenge bleiben und sich an den neuen Herausforderungen orientieren.