Der Substanzwert ist ein zentraler Begriff in der Unternehmensbewertung, der besonders in kapitalintensiven Branchen von großer Bedeutung ist. Er stellt den Wert aller materiellen und immateriellen Vermögenswerte eines Unternehmens dar – abzüglich der Verbindlichkeiten und Rückstellungen. Zur Ermittlung des Brutto-Substanzwerts werden die Einzelwerte aller betrieblichen Vermögensgegenstände zum Fair Value des Bewertungsstichtages summiert. Der Netto-Substanzwert ergibt sich, wenn von dieser Summe die Schulden abgezogen werden.
Ein positiver Unterschied zwischen dem Substanzwert und dem Ertragswert wird als Geschäfts- oder Firmenwert (Goodwill) bezeichnet, während ein negativer Unterschied als Badwill bekannt ist. Dieser Wert liefert eine genaue Aussage über den tatsächlichen Wert eines Unternehmens – im Vergleich zum bilanziell ausgewiesenen Buchwert. Besonders beim Verkauf oder der Vererbung von Unternehmen spielt er eine wichtige Rolle.
Wichtige Erkenntnisse
- Der Substanzwert umfasst materielle und immaterielle Vermögenswerte.
- Der Netto-Substanzwert ergibt sich durch Abzug der Verbindlichkeiten vom Brutto-Substanzwert.
- Ein positiver Substanzwert zeigt Goodwill, ein negativer Badwill an.
- Der Substanzwert wird oft in kapitalintensiven Branchen verwendet.
- Bei der Unternehmensvererbung ist der Substanzwert besonders relevant.
Definition und Erläuterung des Substanzwerts
Der Substanzwert ist ein zentraler Wirtschaftsbegriff, der in der Unternehmensbewertung oft zur Anwendung kommt. Er beschreibt den Wert eines Unternehmens basierend auf dessen materiellen und immateriellen Gütern. Zu diesen Gütern zählen unter anderem Immobilien, Fahrzeuge, Maschinen, Lizenzen und Kundenbindungen. Der Substanzwert setzt sich aus betriebsnotwendigem und nicht betriebsnotwendigem Vermögen zusammen, was ihn von anderen Bewertungsmethoden unterscheidet.
Zur Berechnung des Substanzwerts zieht man die Summe aller Vermögensgegenstände und Verbindlichkeiten heran. Ein Beispiel zur Substanzwertberechnung illustriert dies:
- Immobilien: 500.000 Euro
- Fahrzeuge: 100.000 Euro
- Maschinen: 300.000 Euro
- Lizenzen: 200.000 Euro
- Kundenbindungen: 150.000 Euro
- Verbindlichkeiten: 400.000 Euro
- Rückstellungen: 50.000 Euro
Substanzwert = (500.000 + 100.000 + 300.000 + 200.000 + 150.000) – 400.000 – 50.000 = 350.000 Euro.
Der Substanzwert definiert somit eine Wertuntergrenze für das Unternehmen und ist besonders relevant bei der Vererbung eines Unternehmens, wo er steuerrechtlich nicht unterschritten werden darf. Er gibt Auskunft darüber, welcher finanzielle Aufwand nötig wäre, um ein Unternehmen in seiner bestehenden Form zu reproduzieren. Interessanterweise kann der Substanzwert auf Ineffizienzen oder nicht betriebsnotwendiges Vermögen hinweisen, wenn er deutlich über dem Ertragswert liegt.
Zudem wird der Substanzwert häufig bei Asset Deals verwendet, um aktuelle Verkehrswerte der Maschinen und Anlagen zu ermitteln, was zu einem erhöhten Abschreibungspotential führt. Im Falle einer Liquidation eines Unternehmens stellt der sogenannte Liquidationswert eine spezielle Form des Substanzwerts dar. Dieser ist maßgeblich für die Feststellung des Mindestwerts eines Unternehmens.
Ein Substanzwert, der unter dem Ertragswert liegt, kann auf eine potenzielle Marktlücke hinweisen, während ein höherer Substanzwert ineffiziente Nutzung von Betriebsmitteln oder nicht betriebsnotwendiges Vermögen signalisiert.
Der Substanzwert definiert als Bewertungsmethode hat sicherlich seine Vor- und Nachteile. Zu den Vorteilen zählt unter anderem die solide Grundlage, die diese Methode für Unternehmen mit hohem materiellen Vermögen bietet. Andererseits berücksichtigt sie nicht den zukünftigen Cashflow oder die Ertragskraft eines Unternehmens. Dennoch bleibt der Substanzwert eine wichtige Bestandsgröße im Bereich der finanzwirtschaftlichen Analysen und Risikomanagement.
Abschließend sei erwähnt, dass der Substanzwert nicht nur für die Bewertung von Unternehmen, sondern auch für die Immobilienbewertung verwendet wird. Hierbei umfassen wichtige Komponenten den Grundstückswert, den Wert der Gebäude und den Wert von Verbesserungen wie Renovierungen. Immaterielle Werte wie Lizenzen und Patente spielen ebenfalls eine Rolle bei der Bewertung.
Diese fundierte Kenntnis über den Substanzwert definiert ermöglicht es Wirtschaftsexperten, fundierte Entscheidungen bei Unternehmensbewertungen und Transaktionen zu treffen. Weiterhin wird dieser Begriff erklärt durch seine Relevanz in Steuer- und Erbangelegenheiten, wodurch er einen festen Platz in der Welt der Finanzanalyse hat.
Unterschiede zwischen Substanzwert und Ertragswert
Bei der Unternehmensbewertung sind Substanzwert und Ertragswert zwei fundamentale Ansätze, die jedoch unterschiedliche Aspekte und Methoden zur Wertfindung eines Unternehmens betrachten. Während der Substanzwert hauptsächlich die Vermögenswerte und Verbindlichkeiten in den Fokus nimmt, wird der Ertragswert anhand des nachhaltigen Gewinns und eines risikoadäquaten Kapitalisierungszinssatzes ermittelt.
Definition des Ertragswerts
Der Ertragswert bezieht sich auf die erwarteten zukünftigen Einnahmen eines Unternehmens. Dabei wird der nachhaltige Gewinn zugrunde gelegt und mit einem Kapitalisierungszins multipliziert. Höhere Risiken erhöhen den Kapitalisierungszins, was den resultierenden Unternehmenswert verringert. Für Unternehmen mit betriebseigenen Immobilien kann der Ertragswert aufgrund der geringeren Betriebsrendite zudem oft unterschätzt werden. Hierdurch wird deutlich, dass sowohl der zu erwartende Gewinn als auch das mit dem Unternehmen verbundene Risiko entscheidende Faktoren in der Berechnung dieses Werts sind.
Vergleich: Substanzwert und Ertragswert
Ein zentraler Unterschied zwischen dem Substanzwert und dem Ertragswert liegt in der methodischen Herangehensweise. Der Substanzwert entspricht dem Eigenkapital, bewertet zu aktuellen Marktpreisen, und wird oft als Mindestwert eines Unternehmens betrachtet – besonders in Situationen, wo die Ertragslage keine aussagekräftigen Ergebnisse liefert. Im Gegensatz dazu bildet der Ertragswert die potenziellen zukünftigen Gewinne ab und eignet sich dadurch zur Bewertung von Unternehmen mit hoher Profitabilität, aber geringem materiellen Vermögen. Diese unterschiedlichen Ansätze verdeutlichen, warum es essenziell ist, beide Werte in der praxisnahen Unternehmensbewertung zu berücksichtigen.
Fallbeispiele
Ein typisches Beispiel für die Anwendung des Substanzwerts ist die Bewertung von Firmen, die sich in Sanierungsphasen befinden – hier kann der Ertragswert aufgrund von Gewinnproblemen oft keine sinnvollen Resultate liefern. Dagegen ist der Ertragswert vorteilhaft bei florierenden Unternehmen mit stabilen Gewinneinnahmen. In einem Fall, wo ein Unternehmen einen nachhaltigen Gewinn von 100.000 € bei einem Kapitalisierungszins von 20 % erzielt, ergibt sich ein Ertragswert von 500.000 €. Im Gegensatz dazu führt das Stuttgarter Verfahren bei einem nachhaltigen Gewinn von 100.000 € – unter Annahme eines Basiszinses von 2,44 % und einem Zuschlag von 4,5 % – zu einem erheblich höheren Unternehmenswert von 1.441.000 €.